1426 - Husseiteneinfälle

Der Begriff Hussitenkriege bezeichnet eine Reihe von Auseinandersetzungen und Schlachten in den Jahren 1419 bis 1436, ausgehend vom Gebiet des Königreichs Böhmen. Unter dem Begriff Hussiten werden mehrere reformatorische beziehungsweise revolutionäre Strömungen zusammengefasst, die sich ab 1415 nach der Verbrennung des Theologen und Reformators Jan Hus herausbildeten.

 

Für die Entstehung der ersten großen böhmischen Städte waren hauptsächlich deutsche Siedler verantwortlich. Diese Siedler und deren Nachkommen stellten somit größtenteils die städtische Oberschicht, die Tschechen hingegen eher die Landbevölkerung. Zunächst wurde der deutsche Einfluss wohlwollend betrachtet, weil man durchaus von ihm lernen konnte und der alte böhmische Adel, welcher die ritterliche Kultur aus deutschen Ländern übernahm, schloss sich ihr teilweise an.

 

Dies alles änderte sich jedoch zur Wende des 14. Jahrhunderts. Der deutsche Zustrom erfuhr nun eine Stagnation und die tschechischen Böhmen emanzipierten sich allmählich. Das Fundament dabei bildete die tschechische Sprache. Sie verband die Bevölkerung untereinander und grenzte sie von den deutschen Siedlern und deren Nachkommen ab. Es entwickelte sich allmählich eine tschechische Identität. Dies machte sich u.a. dadurch bemerkbar, dass die höfische Literatur, die vor allem aus deutschem Sprachraum kam, in die tschechische Sprache übersetzt wurde. Auch religiöse Texte wurden vermehrt übertragen. Diese Übersetzungen erfolgten durch den tschechischen Klerus, der als Vorreiter des aufkeimenden Nationalbewusstseins galt: „Wo immer es im 14. Jahrhundert in Böhmen soziale Spannungen gab, konnten diese leicht mit den Sprachunterschieden zwischen Menschen tschechischer und deutscher Zunge in Verbindung gebracht werden.

 

Durch den Stillstand der Einwanderung im beginnenden 14. Jahrhundert wuchs der tschechische Teil der Bevölkerung auch in den Städten. Dieser war es auch, der seine Abneigungen gegen Deutsche in gehobenen Positionen, beispielsweise in der Stadtverwaltung, richtete. Der Antagonismus zwischen tschechischer Unterschicht und deutscher Oberschicht zementierte sich. Auf deutscher Seite entwickelte sich zunehmend Misstrauen insbesondere gegen den niederen tschechischen Adel, der durch wachsendes Bildungsniveau immer häufiger kirchliche Ämter besetzte. Auch sahen sich die Deutschböhmen um ihre Spitzenpositionen in der Stadt sowie Kirche bedroht.

 

Peter Hilsch hält fest, dass das nationale Bewusstsein der Tschechen aus dem Übergewicht der Deutschen in geistlichen Ämtern resultierte – einer Konkurrenzsituation. Auch der böhmische König Wenzel förderte das nationale Bestreben in Böhmen. 1408 setzte er erstmals einen Prager Rat ein, der mehrheitlich aus Tschechen bestand.

 

Verlauf – Hauptsächlich Niederösterreich respektive das Weinviertel betreffend.

 

Fenstersturz und erste Gefechte (1419)

 

Das Vorgehen König Wenzels gegen die Hussiten führte zu einem Aufstand. Dabei kam es am 30. Juli 1419 zum ersten Prager Fenstersturz, bei dem Hussiten das Rathaus stürmten und einige Ratsherrn aus dem Fenster warfen. König Wenzel soll laut zeitgenössischen Angaben, als ihn die Nachricht vom Fenstersturz erreichte, der Schlag getroffen haben.

 

Am 16. August 1419, keine drei Wochen später, starb der böhmische König. In den Tagen nach dem Tode Wenzels unterwarfen hussitische Volksmassen in Prag Kirchen und Klöster gewaltsam der Kelchkommunion oder zerstörten und verbrannten sie. Der Aufstand dauerte mehrere Wochen.

 

Im November 1419, nach den Kämpfen zwischen den radikalen Hussiten und den Söldnern des Vinzenz von Wartenberg um die Prager Kleinseite, kam es nach einer Verbannung von 135 Adeligen und von vier Königsstädten zu einem vorläufigen Friedensabkommen, das bis April 1420 hielt. Die böhmische Regentin Königin Sophie bekam die Burg Vyšehrad zurück, die 1419 von den Hussiten besetzt worden war.

 

Im Dezember selben Jahres erlitt eine königlich-katholische Einheit in der Nähe von Pilsen eine erste Niederlage gegen ein kleines hussitisches Kontingent.

 

Nach dem 1., 2., und 3. Kreuzzug kam es zu inneren Konflikten (1423 und 1424).

 

Im Juni 1424 behielt Žižka in der Schlacht bei Maleschau erneut die Oberhand gegen die Prager. Der Schwerpunkt der Kämpfe verlagerte sich nun nach Mähren. Während Herzog Albrecht im Juli von Süden her versuchte, das Land in die Hand zu bekommen, begann von Westen her ein verheerender hussitischer Angriff. Habsburgisch-katholisch gesinnte Städte wurden eingenommen und dem Erdboden gleichgemacht.

 

Vorstöße der Hussiten (ab 1425)

 

Im Jahre 1425 stießen die Hussiten erstmals nach Schlesien doch ansonsten beschränkten sich die Kämpfe, die von beiden Seiten mit großer Grausamkeit geführt wurden, bis Herbst 1425 noch weitgehend auf mährisch-böhmisches Gebiet. Im Frühjahr 1426 wurde Mähren durch einen schweren Einfall heimgesucht und gleich darauf das nördliche Böhmen mit Krieg überzogen, Weißwasser, Leipa, Trebnitz, Teplitz und Graupen fielen den Hussiten in die Hände. Seit März 1426 drangen andere Heerhaufen der Hussiten in das östliche Weinviertel vor, und gegen Jahresende überschritt ein hussitisches Heer unter Heinrich von Platz die Grenze bei Weitra.

 

Am 3. Januar 1427 zogen diese Verbände über Windigsteig und Dobersberg ab und verzichteten dabei nicht auf die üblichen Plünderungen. Am 12. März 1427 belagerten starke Heerhaufen unter Prokop die Stadt Zwettl. Am 25. März kam es vermutlich auf dem naheliegenden Weinberg zu einer blutigen Schlacht, den das österreichische Entsatzheer anfangs für sich entscheiden konnte. Bei der Plünderung der Wagenburg wurden sie aber wieder von den schnell geordneten Reihen der Hussiten angegriffen und mussten sich hinter die Befestigungen von Zwettl retten. Nach dreitägiger Plünderung verließen Prokops Truppen den Schauplatz, plünderten das Stift Altenburg und zogen über Horn ab.

 

Vierter Kreuzzug, Hussitenzüge in die Nachbarländer (ab 1427)

 

Schon ab 1428 gingen die Hussiten unter Prokop dem Großen Angriff auf katholische Bastionen über. Der Kriegszug des Jahres 1428 verheerte Niederösterreich und Teile Schlesiens, 1429 folgte ein neuerlicher Vorstoß nach Niederösterreich und in die Lausitz.

 

Fünfter Kreuzzug (ab 1431).

 

Kompromiss mit den gemäßigten Hussiten, Niederlage der Radikalen (1433 bis 1436).

 

Als politischer und wirtschaftlicher Sieger der Hussitenkriege gilt der niedere Adel der böhmischen Länder. Durch die Hussitenkriege verloren die böhmischen Länder ihre im 14. Jahrhundert wirtschaftlich und kulturell führende Stellung in Europa für mehrere Generationen.

 

(Quelle: https://de.wikipedia.org/wiki/Hussitenkriege, Zugriff 17.03.2018)